Gasadsorption

Gasadsorption: Porenvolumen und Porengrößenverteilung

Die Gasadsorption zur Oberflächen- und Porenanalyse bietet Lösungen zur Porencharakterisierung von 0,3 nm bis ca. 500 nm. Die Bestimmung der BET-Oberfläche und weitere Methoden zur Porencharakterisierung sind auf dieser Homepage als separate Methoden beschrieben. Prinzipiell werden bei der Gasadsorption zuerst die kleinsten Poren gefüllt. Mit steigendem Druck bzw. Relativdruck erfolgt sukzessive das Porenfüllen größerer Poren. Auf der Grundlage entsprechender Auswertemodelle erfolgt die Berechnung von Porenvolumina und von Porengrößenverteilungen. Die Vorteile der Gasadsorption liegen darin, Porenanalytik der kleinsten Poren (Mikro- und Mesoporen) durchzuführen.

Messmethode

1. Adsorptionsisotherme

Summary of isotherms- and hysteresis types of IUPAC Technical Report 2015

Zusammenfassung Isothermen- und Hysteresetypen nach IUPAC Technical Report 2015

Die Abbildung verdeutlicht die Einteilung der Isothermen und Hysteresetypen, die sich entsprechend der Oberflächen- und Porenstruktur von unporösen sowie mikro-, meso- und makroporösen Materialien ausbildet. Außer der Bestimmung der BET-Oberfläche werden aus Isothermen oder Isothermenbereichen Porenvolumina (Mikroporen- und Gesamtporenvolumen) sowie Porengrößenverteilungen ermittelt. Traditionelle Auswertemodelle sind z.B. BJH-Methode für Mesoporenverteilungen, Gurvitch-Regel für das Gesamtporenvolumen oder Dubinin-Gleichungen für Mikroporenauswertungen. Zur Verbesserung der Auswertemöglichkeiten sind verschiedene Gruppen weltweit mit der Entwicklung neuer Auswertemodelle beschäftigt. Zu den modernsten zählen die Dichtefunktionaltheorie und die Monte-Carlo-Simulation.
Gegenüber der Quecksilberporosimetrie ergeben sich bei der Gasadsorption Vorteile dadurch, dass nicht mit Quecksilber gearbeitet werden muss, das Handling mit den Messzellen einfacher und zeitsparender ist und dass der Messbereich der Gasadsorption bereits im unteren Mikroporenbereich (ca. bis 0,3 nm) beginnt, während mit der Quecksilberporosimetrie Mikroporen nicht bestimmt werden können.

Beispiel
Die folgende Abbildung zeigt eine Isotherme für das Adsorptionsverhalten von Stickstoff bei 77 K an einem MCM-41-Material. Die anzuwendenden Auswertemodelle richten sich bei der Gasadsorption grundsätzlich nach der Isothermenform und damit den Porenarten und deren Anteilen. Für die kleinen Mesoporen wurde mit der traditionellen BJH- und der modernen NLDFT-Methode ausgewertet. Es ergeben sich dadurch nicht nur Unterschiede sondern es wird im Vergleich mit der tatsächlichen Porengröße von ca. 4,1 nm sichtbar, dass es bei der BJH-Methode deutliche Fehler bei der Berechnung kleiner Mesoporen gibt.
Da man bei den vielfältigen Auswertemöglichkeiten von Adsorptionsisothermen von Erfahrungen gut profitieren kann, bildet die Gasadsorption immer einen Schwerpunkt unserer regelmäßig durchgeführten Weiterbildungsseminare zum Thema Oberflächen- und Porencharakterisierung. Bei diesen Weiterbildungsseminaren wird die Probenvorbereitung, Messung und Auswertung immer für unterschiedliche Feststoffarten an konkreten Beispielen besprochen.

Isotherm of the adsorption and desorption measured by Nitrogen @ 77 K on a MCM-41-material

Isotherme für das Adsorptionsverhalten von Stickstoff bei 77 K an einem MCM-41-Material

2. Gasadsorption bei unterschiedlichen Temperaturen

Für die Porenstrukturanalyse ergibt sich die Möglichkeit, im Relativdruckbereich von 0 bis 1 die Isotherme eines Messgases bei der Siedetemperatur des Messgases zu bestimmen. Aufgrund eines niedrigen Preises und guter Verfügbarkeit wird traditionell mittels N2 bei der Siedetemperatur des N2 (77 K) gemessen. Dessen ungeachtet kann man prinzipiell jedes Messgas bei jeder Messtemperatur bzgl. seines Adsorptionsverhaltens untersuchen, seine Eignung für eine Porenstrukturanalyse diskutieren oder hinsichtlich praktischer Trennprozesse anwenden. In der Praxis haben sich folgende Untersuchungen bewährt:

  • Argon bei 87 K für Mikroporencharakterisierungen nach IUPAC-Empfehlung
  • Krypton bei 77 K  zur Bestimmung sehr kleiner BET-Oberflächen
  • Krypton bei 87 K Analyse kleiner Mesoporen in dünnen porösen Schichten
  • CO2 bei 273 K für Untersuchung kleinster Mikroporen < 1,5 nm
  • H2, CH4, CO2 u. a. bei verschiedenen Temperaturen zur Untersuchung von Gasspeicherprozessen
  • diverse Adsorptive bei verschiedenen Messtemperaturen zum Vergleich von Adsorptionsprozessen oder die Gültigkeit von Stoffparametern und Auswertemodelle für die Porenanalyse
  • Isothermen eines Adsorptivs bei verschiedenen Temperaturen können der Ermittlung von Adsorptionsenthalpien (isosteren Adsorptionswärmen) dienen
  • Chemisorption: H2, CO, NH3, Pyridine u.a. für die die Charakterisierung aktiver Oberflächen an Katalysatoren
  • praxisrelevante Untersuchung von Gas- und Dampfgemischen mittels dynamischer Sorptionsmethode

Beispiel
Es wurden Isothermen von N2 77 K, CO2 273 K und H2 77 an einem Zeolith 4A gemessen, wobei sich Stickstoff bei 77 K gegenüber Wasserstoff bei gleicher Temperatur bzw. Kohlendioxid bei höherer Temperatur ganz anders verhält, d.h. fast nicht adsorbiert wird. Dies ist ein Beispiel dafür, dass mittels Stickstoffadsorption bei 77 K die Mikroporen kleiner 0,5 nm nicht sinnvoll zu vermessen sind und man auf andere Adsorptive und Messtemperaturen ausweichen sollte. Unser LabSPA (Lab for Scientific Particle Analysis) führt als Test- und Auftragsmessungen all diese Messungen durch, es gibt kaum einen Temperatur- und Druckbereich, den wir mit unserer Messtechnik nicht erfassen können.

Isotherms measured by Nitrogen @ 77 K, CO2 @ 273 K and H2 @ 77 on a zeolite 4A

Isothermen von N2 77 K, CO2 273 K und H2 77 an einem Zeolith 4A

Literatur und Normen

  • ISO 9277
  • IUPAC Technical Report „Physisorption of gases, with special reference to the evaluation of surface area and pore size distribution“; M. Thommes, K. Kaneko, A.V. Neimark, J.P. Olivier, F. Rodriguez Reinoso, J. Rouquerol and K.S.W Sing, Pure Appl. Chem. 87, 1051 (2015); pdf-Download
  • DIN 66131 (Bestimmung der BET-Oberfläche)
  • DIN 66134 (Mesoporenanalyse nach BJH)
  • DIN 66135 (Mikroporencharakterisierung nach unterschiedlichen Auswertemodellen)
  • PARTICLE WORLD 19; p. 34 – 35; „3P INSTRUMENTS as specialist in the field of adsorption“
  • Partikelwelt 18, S. 31-34 „Die Relevanz der neuen IUPAC-Empfehlung zur Gasadsorption für die Charakterisierung mikroporöser Materialien und die neue CRYOSYNC-Option für Mikroporenanalysatoren“
  • Partikelwelt 16, S. 19-22 „Anwendungsbezogene Charakterisierung unbekannter Festkörperproben mittels Stickstoffsorption“
  • Partikelwelt 13, S. 12-17 „Physisorptionsstudien zur Charakterisierung von mikro- und mesoporösen Materialien“
  • Partikelwelt 10, S. 13-16 „Oberflächen- und Porencharakterisierung nicht pulverförmiger Proben mittels Gasadsorption“
  • Partikelwelt 7, S. 18-22 „Zur Auswahl von Oberflächen- und Porenmessgeräten anhand praktischer Erfordernisse“
  • Partikelwelt 5, S. 8-11 „Oberflächen- und Porencharakterisierung mit Hilfe von Gassorption und Quecksilberporosimetrie“
  • Partikelwelt 4, S. 10-11 „Oberflächen- und Porencharakterisierung mit Hilfe von Gassorption und Quecksilberporosimetrie (Teil 4)“
  • Partikelwelt 3, S. 6-7 „Oberflächen- und Porencharakterisierung mit Hilfe von Gassorption und Quecksilberporosimetrie (Teil 3)“
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